Und unsere Meinung:
Für Aufsehen sorgte bereits vor einigen Jahren der Kletterführer
"Klettern über der Ackerlhütte" vom Autorenteam
Stocker/Brandstätter, da er in die Informationslücken stiess,
die der AV-Führer (mittlerweile) aufweist. Im gleichen Stil erscheint
auch dieses neue Büchlein "Klettern am Stripsenjoch".
Es wird versucht sowohl alle neuen Sportkletterrouten aufzuführen
als auch möglichst viele der klassischen Anstiege zu beschreiben.
Als besondere Spezialität von Peter Brandstätter findet sich
in seinen Führern immer ein ausführlicher Chronik-Teil in
dem viele Geschichten und Episoden aus der jüngeren und älteren
Vergangenheit zusammengetragen und spannend erzählt werden. Etwas
gewöhnungsbedürftig ist höchstens Peter's Begeisterung
für lange Schachtelsätze, die konzentriertes Lesen verlangt.
Da der Führer anläßlich des 100jährigen Jubiläums
der Kletterhochburg Stripsenjochhaus erschienen ist bietet es sich natürlich
an die Geschichte dieser Hütte und der verschiedenen zum teil "legendären"
Hüttenwirte ausführlich zu schildern. Das alles ist natürlich
nur schmückendes Beiwerk - der Kern eines Kletterführers sind
immer noch die darin beschriebenen Kletterrouten. Und hier ergänzen
sich die beiden Autoren in idealer Weise. Peter der "Koasakraxler",
der die meisten Routen selbst geklettert ist, kann sicher als einer
der besten Gebietskenner bezeichnet werden. Hinzu kommen Adi's hervorragenden
Topos, die viele Wandstrukturen so detailgenau wiedergeben, dass man
sich oft sogar ein Wandbild sparen kann. Beschrieben werden alle "Baseclimbs"
an der Nordseite von Fleischbank und Totenkirchl, sowie die wichtigsten
Klettergärten. Für einen Stripsenjochführer hätte
man das beschriebene Gebiet aber evtl. noch etwas ausdehnen und auch
die etwas "abgelegeneren" Routen am Totenkirchl (Bereich zwischen
Schneiderweg und Heroldweg, evtl. sogar Ost- und Westwand) miteinbeziehen
können. Aber hier warten vermutlich auch die Autoren lieber auf
die bereits seit längerem angekündigten Führer aus dem
Panico-Verlag.
Fazit: Ein sehr gut gemachter Führer über ein traditionsreiches
und in den letzten Jahren wieder stark in Mode gekommenes Klettergebiet,
das nur wenige Wünsche offen läßt. Einzig der Preis
von 14,50 Euro erscheint auf den ersten Blick etwas hoch, wobei man
beim Lesen aber recht schnell merkt wieviel gepackte Information in
diesem doch recht dünnen Buch drin steckt.
(ms)