Und unsere Meinung:
Mit Büchern ist es oft wie mit Menschen: Der erste Eindruck zählt,
und oft gibt es dann wenig Gelegenheit, diesen Eindruck später
zu korrigieren. Nun, in dieser Hinsicht braucht sich das Autorenteam
des neuen Kletterführers über das Gesäuse kaum Sorgen
zu machen: Was hier auf die Beine gestellt wurde, ist vom erstem Moment
an beeindruckend, und dieser Eindruck wird bei längerem Blättern
nur noch verstärkt! Der aktuelle Stand des Klettergeschehens in
diesem klassischen, aber keineswegs altmodischen Klettergebiet wurde
von Gebietskennern sorgfältig recherchiert, mit viel Enthusisasmus
zu Papier gebracht, in ein ansprechendes Layout verpackt und technisch
perfekt umgesetzt. Das dies zu einem letztendlich branchenüblichen
Preis auf einem derart hohen handwerklichen Niveau erfolgen konnte,
ist wohl auch der professionellen Kooperation mit verschiedenen Werbepartnern
zu verdanken. Was aber noch wichtiger ist: Man spürt als Kletterer,
wie mit diesem Buch auch von offizieller Seite (nämlich seitens
der Nationalparkverwaltung!) eine Einladung an die Kletter ausgesprochen
wird, und das ist viel sympathischer, als permanent vermittelt zu bekommen,
dass Kletterer im Gegensatz zu Wanderern nur "Umweltterroristen"
oder bestenfalls Touristen dritter Klasse wären.
Allerdings muss man im "Xeis" wohl auch kaum Angst vor einem
übermässigen Ansturm konsumorientierter Freizeitsportler haben,
denn trotz teilweiser Sanierung stellen die beschriebenen Anstiege häufig
schon aufgrund ihrer Länge erhebliche Anforderungen an die alpine
Erfahrung und Kondition. Wer jedoch die erforderlichen Qualifikationen
mitbringt, findet eine reiche Palette an lohnenden Zielen zwischen dem
dritten und neunten Schwierigkeitsgrad. Dies alles bei zumeist guter,
teilweise sogar excellenter Felsqualität, wie die zahlreichen meist
ansprechenden oder zumindest informativen Kletter- und Wandfotos belegen.
Bei der Auswahl wurde ein sanftes Auswahlprinzip angewendet, dem zwar
manche "Klassiker" wie die "Todesverschneidung"
oder der "Buhl-Gedenkweg" zum Opfer fielen. Der weitaus überwiegende
Teil der Führerbenutzer wird jedoch froh sein, nicht Unmengen an
Papier mit Beschreibungen von Touren herumzutragen, die (wenn überhaupt)
nur noch von völlig eingefleischten Gesäusekletterern begangen
werden. Aber die brauchen dann ja ohnehin keinen Kletterführer
mehr für ihre Aktionen...
Selbstverständlich kommen auch die besonders bei Gebietsfremden
gefragten Zusatzinformationen zu Ausgangspunkten, (Hütten-)Stützpunkten
und Zustiegen nicht zu kurz. Somit bleiben auch von dieser Seite keine
Wünsche offen.
Viel Spass hatten wir übrigens bei dem Versuch, die in den Kletterfotos
gezeigten Kletterpassagen einzelnen Seillängen in den Topos zuzuordnen.
Ob wir dabei immer richtig gelegen haben, wollen wir diesen Sommer (zumindest
teilweise) unbedingt vor Ort überprüfen ... (SR)
Fazit: Kompliment an die Autoren!